Es war eindeutig zu heiß, aber die Wüste war immer noch besser, als eine Winterinsel. Allerdings gefiel meiner Haut die viele Sonne nicht, und ich hatte auch nicht gerade irgendwas, um mein freizügiges Outfit ein bisschen weniger freizügig zu machen. Auch für meine Prothesen war der Sand nicht sonderlich gut, und die Hitze schon gar nicht. Ich befand mich in der Hauptstadt Alabasta und saß im Schatten, an eine Hauswand gelehnt, als mein Magen ein für so ziemlich alle in dieser Straße gut hörbares, lautes Knurren von sich gab. Ich hatte Hunger und brauchte dringend Geld. Sonst würde ich nicht mehr lange leben. Damit nahm ich meinen Hut ab, den ich in der letzten Stadt geklaut hatte, und legte diesen vor mich hin. Um mich hinzustellen und vielleicht auch zu meinem Gesang, den ich gleich beginnen würde, zu tanzen, hatte ich zu wenig Kraft. Daher blieb ich an der Wand gelehnt sitzen, ehe ich die Stimme erhob. Es war eine fremde Stimme, doch es klang genauso, wie es klingen sollte. Zudem wollte ich mir mit dem Song noch ein wenig selbst Mut machen, denn so konnte ich nicht weiter leben. Zumindest nicht lang.

"Everyone's damaged
A little depressed
Every now and then we get that feeling in our chest
Some days I'm a loser, brush my teeth in the dark
Head above water in a swimming pool of sharks

Ooh, it's hard to get up out of bed when everything is on its head
And nothing seems to make any sense
Like a Band-Aid on a bleeding heart
I fake a smile and fall apart
And no one ever knows I'm a wreck

When the world is on your shoulders
And the weight of your own heart is too much to bear
Well, I know that you're afraid things will always be this way
It's just a bad day, not a bad life [...]"

Es war verflucht noch einmal zu heiß für meine sonstige Kleidung. Seit einigen Tagen war ich daher hauptsächlcih in einem Übergroßen Top und Shorts unterwegs. Mit der Girarre auf dem Rücken und einer kleinen Tüte in der Hand wanderte ich gerade vom Markt zurück zu dem Inn wo ich unter gekommen war als mir eine Melodie zu Ohren kam und ich aufsah. Im Schatten saß eine Frau und sang. Keine Begleitung. Sie sang einfach nur und es klang eigentlich wirklich schön. Ich änderte also meine Richtung und steuerte auf die Frau zu um einige Schritte von ihr entfernt stehen zu bleiben. Einige Andere waren ebenfalls stehen geblieben und Schmissen eine oder zwei Münzen in ihren Hut. Nicht viel, es war eher nur Kleingeld. Ich kniff die Augen etwas zusammen denn bei näherer Betrachtung sah sie sehr abgemagert aus. Irgendwie konnte ich di Straßenmusikantin nicht so sitzen lassen also kramte ich selbt einige Münzen hervor und schmiss sie in ihren Hut. Verblieb aber und hörte weiter zu.

Was ich vor hatte, funktionierte, denn die Leute blieben stehen, hörten mir zu und warfen ein wenig Kleingeld in den Hut hinein. Ganz besonders fiel mir eine Person (Robin) auf, welche auch stehen blieb, doch mehr rein warf, als die anderen es getan hatten. Während meines Gesangs nickte ich ihm*ihr dankbar zu. Als schließlich der Part des anderen, eigentlich war dieser Song ein Duett, begann, wechselte ich auch die Stimme passend dazu, was einige in Staunen versetzte und ein paar auch die Hände heben ließ, ehe sie schnell weiter gingen. So war das immer. Entweder es war abstoßend, oder man wurde damit ausgenutzt. Trotzdem brauch ich Geld... Wenigstens eine Kleinigkeit zu Essen muss ich kriegen. Der Hunger macht mich fertig. Der Song endete, es standen nur ein paar wenige da. Wenig später beugte ich mich bereits vor, um nach dem Hut zu greifen und mit zitternden Fingern die Münzen zu zählen. Komm schon! Es muss reichen! Die meisten liefen nun weiter, während ich zählte, knurrte mein Magen erneut. Laut, verlangen und sehr gut hörbar. Ich nahm an, dass der Junge oder das Mädchen (Robin), bei dem Aussehen hätte ich das nicht so recht schließen können, weiter gegangen war. Enttäuscht seufzte ich, als ich fest stellte, dass es nicht ganz reichen würde. Erst dann hob ich wieder den Blick. Er*sie stand noch immer da, also beschloss ich, mich zumindest zu bedanken, und lächelte ihn*sie an. "Vielen Dank nochmal", meinte ich schließlich, meine Stimme war noch etwas zu tief für eine Frau, doch ich hielt es für besser, erstmal diese beizubehalten.

Sie sang so gut. Es war faszinierend, vor allem da sie saß. Was ich viel kurrioser Fand war, das sie mitten im Lied die Stimme uu dr eines Mannes wechselte. Erstaunt riss ich die Augen auf blieb aber stehen. Ich wollte sehen wissen wie das Lied zu Ende ging. Schließlich hatte sie fertig gesungen und auch die letzten verbliebenen Zuschauer liefen weiter. Nur ich verblieb noch. Ich sah wie sie sich vorbeugte und das Geld in ihrem Hut zu zählen begann. Dabei knurrte ihr Magen so laut das man es sehr deutlich hörte. Wie lange hatte sie nichts mehr gegessen? Das enttäuschte seufzen ließ mich darauf schließen das es nicht genug war. Als sie sich bedankte verzog ich das Gesicht zu einem mittleidigen Lächeln und winkte ab. Dann trat ich ein paar Schritte weiter auf sie zu und hockte mich vor sie hin. Ich zog die Schiefernplatte hervor und zeigte sie ihr nachdem ich etws darauf geschrieben hatte.

„Du hast wirklich schön gesungen.
Wie machst du das mit der Stimme?“

Es interessierte mich wirkllich, denn ich hatte sowas nur selten erlebt. Nebenbei warf ich einen Blick in ihren Hut. Es war vielleicht genug für ein paar Kaktusfeigen wenn sie die herunter handelte, aber bei weitem nicht für eine vollständige Mahlzeit. Erst einmal wollte ich aber meine Frage beantwortet haben und sah sie dementsprechend auch etwas neugierig an.

Nach meinem Dank verzog er oder sie das Gesicht. Allerdings nicht, wie ich erwartete, voller Abscheu, viel mehr voller Mitleid, ehe er*sie abwank. Er*sie war anders als die anderen, denn normalerweise bekam ich Blicke voller Ekel und Abscheu, so als hätte ich die Pest. Nur wenn ich sang, überwand sich der ein oder andere und ließ mir ein wenig Kleingeld da. Erneut wurde ich jedoch von meinem Gegenüber überrascht, als er*sie erneut auf mich zu ging und sich vor mich hin kniete. Misstrauisch beäugte ich ihn*sie, sah aber überrascht auf seine*ihre Tafel, die er*sie mir dann zeigte.

//Du hast wirklich schön gesungen. Wie machst du das mit deiner Stimme?//

Einen Moment zögerte ich noch und überlegte, ob ich wirklich antworten wollte. Doch was hatte ich schon zu verlieren? Zudem war es schön, nicht wie Abschaum behandelt zu werden. "Es ist nicht meine", war das erste, was ich darauf sagte. Ich habe längst keine eigene Stimme mehr. "Ich hab die Stimmenfrucht gegessen. Das heißt, ich kann Stimmen anderer kopieren", erklärte ich dann und lächelte schwach, "trotzdem vielen Dank für das Kompliment." Er*Sie hatte bisher kein Wort gesprochen, da er*sie mich aber wegen "meiner" Stimme gefragt hatte, konnte es nicht sein, dass er*sie davor schon etwas davon gewusst hatte und deshalb nicht sprach. Viel eher deutete es an, dass er*sie es nicht konnte. Das war irgendwie erleichternd, denn ich war auch schon Leuten begegnet, die mit Absicht nicht mit mir gesprochen hatten, weil sie Angst hatten, dass ich deren Stimme benutzte.

Die meisten Straßenmusiker, denen ich über den Weg gelaufen war, verdienten gerade so viel das sie überleben konnten. Nicht aber die Frau vor mir wie es schien. So wie die anderen Passanten sie nach dem Stimmwechsel angesehen hatten war das eindeutig. Sie antwortete schließlich auf meine Fragen und erklärte das es eine Teufelskraft war. Ich lächelte leicht als sie sich für das Kompliment bedankte, nahm die Tafel dann wieder auf die Knie, legte den Kopf schief und überlegte kurz bevor ich wieder etwas schrieb. Das hielt ich ihr dann erneut hin.

„Wow. Aufregend.
Sag mal, Willst du was Essen? Das Inn lässt mich die Küche benutzten wenn ich selbst die Zutaten einkaufe.“

Ich zeigte ihr die Tafel und deutete dann auf meine kleine Einkaufstüte. Es war nicht viel aber sollte für zwei Personen reichen. Und selbst wenn es das nicht tat, sie sah aus als ob sie es mehr als ich brauchte. Mein Vater hatte mir zwar genügend Geld für den Anfang der Reise gegeben, aber bald war auch dieser Puffer weg gewesen und ich ernährte mich hauptsächlich durch Gitarre spielen. Entweder in Pubs oder auf der Straße. Und in beiden Fällen reichte das Geld immer gerade so.

Er oder sie lächelte auf meinen Dank hin, und ich erwiderte das Lächeln erneut schwach. Es war schön, mal mit jemandem zu reden, ohne für ein Monster gehalten zu werden oder schief angesehen zu werden. Im nächsten Moment überraschte er*sie mich wieder, und für einen kurzen Augenblick weiteten sich meine Augen. Ich sah zwischen ihm*ihr und der Tüte hin und her, nachdem ich seine*ihre Worte gelesen hatte. Doch mein Hunger war zu groß, um irgendwie darüber nachzudenken, ob es überhaupt genug für uns beide war. "Du... Du würdest wirklich...?", brachte ich überrascht hervor, mitten drin wechselte ich aus Versehen auf eine andere Stimme, die mehr seidig und weiblich klang, ohne es wirklich zu wollen. Peinlich berührt räusperte ich mich, daß kam leider noch hin und wieder vor, und es war mir peinlich. "Gerne! Also... Das wäre nett. Ich kann dir auch das Kleingeld dafür geben, das ich bis jetzt gesammelt habe", entgegnete ich. Immerhin war nichts auf dieser Welt kostenlos. Nichts bekam man geschenkt.

Sie schien sehr überrascht davon zu sein das ich ihr einfach so Essen anbot. So überrascht das ihre Stimme wechselte. Ich hob überrascht die Augenbrauen da es sich wirklich bizarr anhörte. Dann willigte sie jedoch ein und ich lächelte erst sanft, schüttelte dann aber wild mit dem Kopf als sie anbot mir ihr Kleingeld zu geben. Schnell kritzelte ich eine Antwort auf die andere Seite der Tafel und hielt sie ihr hin.

„Behalt das Geld. Ich hab kein Problem mein Essen mit jemandem zu teilen.“

Ich hielt das Geschriebene so das sie sehen konnte und sah sie abwartend an. Ich war keiner der Menschen gut verstand, allerdings sah sie nicht aus als hätte sie die Kraft oder die Intention mich auszurauben oder ähnliches.

Er*sie hob die Augenbrauen an, nachdem ich aus Versehen die Stimme gewechselt hatte. Peinlich berührt sah ich zu Boden und hoffte einfach, dass er*sie keine Abscheu empfinden und nicht lieber schnell abhauen wollte, doch er*sie blieb und ich entschied mich, ihn*sie wieder anzusehen. Nachdem ich angeboten hatte, wenigstens ein bisschen für das Essen zu bezahlen, schüttelte er*sie wie wild den Kopf und schrieb erneut etwas auf seine*ihre Tafel, ehe ich das lesen konnte. Das überraschte mich einmal mehr, bisher hatte ich niemanden erlebt, der so bereit war, zu teilen, obwohl er*sie nichts davon erwarten konnte. "Gerne. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich mich dafür bedanken kann. Oder mich revanchieren kann", gab ich ehrlich zu. Jedoch setzte ich mich auf, um das Kleingeld in einem Säckchen an meinem Gürtel verschwinden zu lassen und den Hut wieder aufzusetzen. "Zeigst du mir, wo es lang geht?" Erneut schob mein Magen ein Knurren hinterher. Eigentlich sollte ich mich vor Fremden hüten, doch ich war zu hungrig und er schien zu nett, als dass ich wirklich hätte misstrauisch sein können.

Es war ungewöhlich ds sie einfach so zwischen diesen Stimmen wechselte und das anscheinend auch nicht immer gewollt. das ich nichts für das Essen wollte schien soe noch mehr zu überraschen und meinte dann das sie nicht wisse wie sie sich dafür revanchieren könnte. Ich winkte erneut ab, wenn sie das wirklich tun wollte, könnten wir das auch später besprechen, nachdem sie aus der Sonne war und was gegessen hatte. Ich packte die Schiefertafel sowie die Kreide wieder zurück und stand auf während sie ihre Münzen verstaute. Auf die Frage hin ob ich ih den Weg zeigen würde nickte ich und winkte ihr dann mir zu folgen bevor ich die ersten Schritte in Richtung unseres Zieles setzte. Dabei achtete ich natürlich darauf das sie auch mitkam.

Immer wieder glitt mein Blick herum, immerhin war ich vor einer Piratenbande geflohen. Auch wenn ich nicht wusste, wo genau auf Sandy Island sie sich befanden, so saß mir dennoch stets die Angst im Nacken, dass sie mich doch wieder fanden. Jedoch behielt ich das für mich, er oder sie musste ja nicht wissen, wie ich an die Teufelskraft gekommen war. Währenddessen lief ich meinem heutigen Retter, oder meiner heutigen Retterin, hinterher, und überlegte gleichzeitig, ob er*sie ein er oder eine sie war. Es war eigentlich zweitrangig, aber ich wusste trotzdem gern, wen genau ich vor mir hatte. Vorstellen würde ich mich nachher auch noch ganz brav, sobald wir am Ziel angekommen waren.

Ich achtete darauf das sie mitkam. Die Prothesen waren mir erst so wirklich aufgefallen als sie aufgestanden war. Beide Beine und ein Arm schienen ersetzt worden zu sein. Es war unhöflich aber ich konnte nicht anders als sie aus dem Augenwinkel weiter zu beobachten. Es dauerte nicht lange, da kamen wir an dem Inn an und ich hielt der Frau die Tür auf bevor ich hinter ihr herein trat. Hier drinne war es wesentlich kühler, aber auch dunkler. Niemand schien hier zu sein, also winkte ich die Frau einfach mir in die Küche zu folgen. Dort wollten wir schließlich auch hin.

Während wir weiter gingen, hatte ich das Gefühl, als könne ich seine*ihre Blicke auf mir spüren, doch ich war mir nicht sicher und fragte auch nicht. Immer wieder schielte ich zu ihm*ihr herüber, auf dem Weg. Mit einem dankbaren Lächeln nickte ich ihm zu und trat ein, sah mich aber vorsichtig und unsicher um, ob nicht irgendjemand hier war, der mich erkennen würde. Aus welchen Gründen auch immer, schließlich wurde ich ja auch steckbrieflich gesucht. Als er*sie mich weiter mit sich wank, folgte ich meinem Retter, oder meiner Retterin, weiter. Im Grunde war ich ganz froh, dass wir allein zu sein schienen.

Auch in der Küche war niemand zu sehen. Wahrscheinlich hatte sich der Innhaber hingelegt oder etwas ähnliches. Jedenfalls würde der Koch erst gegen Nachmittag kommen. Ich stellte Tüte und Gitarre ab und drehte mich dann zu der Frau um. Mit einer Hand deutete ich einladend auf den kleinen Küchentisch mit Stuhl wo sie sich hinsetzten konnte während ich mit der anderen erneut die Tafel hervor holte und dann auch wieder schrieb.

„Setzt dich ruhig.
Willst du was trinken?“

Ich hielt ihr das Geschriebene entgegen und legte den Kopf fragend schief. Bei so einem Wetter musste man genug trinken. Vor allem auf so einer Insel. Das ich ihren Namen noch nicht kannte war mir kaum aufgefallen.