Erst als er*sie seine*ihre Sachen abstellte, fiel mir auf, dass er*sie die ganze Zeit eine Gitarre mit sich herum getragen hatte. Wahrscheinlich seine*ihre, und ich hatte vor, ihn*sie später noch danach zu fragen. Und mich auch vorzustellen. Drinnen war es zum Glück etwas Kühler als in dieser Wüstenhitze da draußen. Er*sie deutete einladend auf den Küchentisch mit Stuhl, doch ich zögerte noch kurz. Es fühlte sich nicht richtig an, mich einfach zu setzen und ihn*sie alles machen zu lassen. Nachher muss ich mich auch unbedingt noch vorstellen. Spätestens nach dem Essen.
Nachdem ich die Worte auf seiner*ihrer Tafel gelesen hatte, setzte ich mich schließlich. Vielleicht könnte ich, während er*sie kochte, ein wenig meine Prothesen durchchecken. Sand und Hitze waren nicht gerade das Beste für die Mechanik meiner Ersatzteile. "Etwas Wasser wäre nett, bitte", antwortete ich höflich und lächelte ihn*sie erneut an. Hoffentlich machte ich nicht allzu viele Umstände.

Sie schien zögerlich sich zu setzen. Erst nachdem sie meine Worte gelesen hatte setzte sie sich tatsächlich und bat dann auch um etwas Wasser. Ich nickte ihr zu und steckte die Tafel erst einmal wieder weg. ‚Weg’ war in diesem Fall hinten in meinen Hosenbund und die Keide verschwand in der Hosentasche. Ich füllte ein Glas mit Wasser und stellte es vor ihr ab. Dabei überlegte ich ob ich sie jetzt nach einem Namen fragen sollte, und mich selbst vielleicht schon vorstellen sollte. Vielleicht sollte ich das aber auch nach dem Kochen machen damit wir und dann vernünftiger unterhalten konnten. Ich bedeutete ihr also erst einmal sitzen zu bleiben und machte mich dann ans Kochen. Ich hatte alles dür ein Mango-Curry eingekauft, und mit genug Reis sollte das wahrscheinlich auch für zwei Personen reichen.

"Vielen Dank", antwortete ich kurz darauf, als er*sie das Glas Wasser vor mir abstellte. Gierig nahm ich dieses sofort in die Hand und trank es in einem Zug leer. Hier an sauberes Wasser zu kommen, war auch längst nicht mehr so einfach. Meine Flucht vor den Piraten hatte viele Schattenseiten, der Hunger und Durst waren zwei davon, aber alles war besser, als dieses Dasein im Schatten zu fristen. Wenigstens war ich wieder mein eigener Herr und ich entschied, was ich tat, wofür ich meine Stimme, nein, eher die Stimmen, nutzte. Ich blieb sitzen und überlegte, ob ich ihn*sie mal ansprechen und wenigstens mal seinen*ihren Namen in Erfahrung bringen sollte, doch da er*sie sein*ihr Täfelchen wieder weg gesteckt hatte, entschied ich mich dagegen. Beim Kochen brauchte er*sie sicher beide Hände dazu, und es war besser, wenn ich ihn*sie weniger davon ablenkte.

Ich lächelte ihr kurz zu und deutete dann auf den Wasserhahn. Ich hoffte sie verstand das sie sich ruhig bedienne konnte wenn sie noch mehr trinken wollte. Ich machte mich aber erst einmal ans kochen. Es würde nicht allzulange dauern. Beim kochen fing ich an ein lied zu pfeifen. Summen funktionierte bei mir ja leider nicht. Ein Lied welches ich einmal aufgeschnappt hatte von Piraten die an meiner Heimatinsel geankert hatten. Nach eienr viertel Stunde begann das Curry form anzunehmen und auch den Reis setzte ich auf. Weiter 15 minuten verstrichen und alles war fertig. Ich nahm also zwei Teller, teilte Reis und Curry auf beide auf und stellte einen davon zusammen mit Besteck vor der Frau ab. Ich selbst setzte mich dann ebenfalls auf den Küchentisch und legte Schiefertafel und Kreide erst einmal neben mich. Vielleicht konnte man sich ja beim Essen unterhalten

Als er oder sie nach einem Lächeln auf den Wasserhahn deutete, wusste ich sogleich, was das zu bedeuten hatte. Damit ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, mir ein zweites Glas mit Wasser zu befüllen und mich wieder zu setzen. Davon trank ich erneut, allerdings deutlich langsamer. Die Zeit, während er*oder sie kochte, nutzte ich, um meine Prothesen zu checken. Auch wenn ich wirklich müde war und mich kaum rühren wollte, von meinem Knurren den Magen ganz zu schweigen, der sich schon anhörte wie ein brüllender Löwe, musste ich diese sauber halten. Sand war sehr schlecht und würde die Funktion beeinträchtigen. Das Werkzeug, das ich mit mir herum trug, hatte ich von den Piraten mitgehen lassen, vor denen ich geflohen war.
Die Melodie, das er*sie pfiff, erkannte ich sofort, und konnte nicht anders, als leise und tief mitzusummen. Jedoch brach ich ab, als er*sie einen Teller vor mir abstellte. Gierig und mit großen Augen sah ich diesen an, hielt mich jedoch zurück. Ich würde erst anfangen zu essen, wenn er*sie auch so weit war. Dabei roch es wirklich mehr als gut, und das auch schon die ganze Zeit. Als er*sie dann auch saß, konnte ich nicht anders, als zuzuschlagen, es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung, gesittet zu essen, statt alles herunter zu schlingen wie ein Tier. "Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal so etwas Gutes gegessen habe", seufzte ich zwischen zwei Bissen, "Ich bin übrigens Koe. Wer ist denn mein Retter?" Kurz entstand Stille, ehe ich noch schnell hinterher schob: "Oder Retterin?" Da er*sie seine Tafel neben sich gelegt hatte, nahm ich das als Einladung für ein Gespräch auf. Und vielleicht würde es mir das mit dem Benehmen und langsam Essen durch ein wenig Ablenkung ein wenig erleichtern.

Ich bekam mit wie sie sich noch ein Glas Wasser holte und auch wie sie leise anfing mit zu summen. Es überraschte mich erneut etwas jedoch war es ein sehr bekanntes Lied. Das konnte bestimmt jeder mit singen.
Nachdem ich ihr den Teller hingestellt und mich ebenfalls hingesetzt hatte begannen wir zu essen. Sie schien sich wirklich zurück zu halten und nicht zu schlingen. Mir war es gleich. Ich war auf einer Farm aufgewachsen, da hatten wir nicht gerade wert auf Manieren gelegt. Was nicht hieß das ich nicht zumindest die Grundlagen beherrschte.
Das Lob, welches sie zwischen zwei Bissen gab erwiderte ich mit einem freundlichen Lächeln. Es freute mich das es ihr schmeckte. Dann stellte sie sich als Koe vor und fragte nach meinem Namen. Und schien gleichzeitig auch nach meinem Geschlecht zu fragen. Das war etwas wo ich mittlerweile dran gewöhnt war. Ich nahm als meine Tafel zur Hand und schreib während ich auf etwas Reis und Mango herum kaute. Schließlich hielt ich ihr meine Antwort hin.

„Robin. Freut mich. Was das ‚Retter‘ angeht. Weder noch. Ich bin nicht-binär. Einfach nur Mensch. Also eher Retter*in“

Ich hielt ihr das Geschrieben entgegen und wartete ab. Ein wenig flau im Magen war mir schon: Das sie es nicht annehmen würde und ausdiskutieren wollte. Das sie darauf bestehen würde zu wissen als was ich Geboren war. Das war auch schon passiert. Jedoch behielt ich einfach den gleichen Gesichtsausdruck bei und schob mir lieber noch eine Gabel in den Mund.

Nachdem ich gefragt hatte, aß ich schließlich weiter, denn ich wollte unbedingt mehr von dem guten Essen. Er oder sie konnte gar nicht ahnen, wie dankbar und glücklich ich darüber war, dass er*sie mir etwas zu Essen angeboten hatte. Ich konnte gar nicht mehr richtig sagen, wann ich das letzte Mal wirklich ein so gutes Essen gehabt hatte. Kurz darauf hatte er*sie seine*ihre Antwort fertig geschrieben und zeigte mir die Tafel. Wenn ich ehrlich war, dann überraschte es mich, denn ich hatte noch nie jemanden getroffen, der non-binary war. Er*sie kann froh sein, dass er*sie der Piratenbande, bei der ich war, nie über den Weg gelaufen ist. Sie hätten ihn*sie nur deswegen behalten und gequält. Diese Piraten liebten es, Personen zu brechen, die einfach anders waren. "Dann freut es mich, Robin. Und ich werde dann darauf achten", entgegnete ich mit einem Lächeln. Es war neu für mich, aber kein Grund, ihn*sie abzulehnen. Stattdessen fiel mir noch etwas ein, was ich fragen wollte. "Mir ist vorhin noch deine Gitarre aufgefallen. Spielst du?", wollte ich dann neugierig wissen.

Erleichtert atmete ich auf aus als Koe einfach nur meitne das es sie freute und das sie darauf achten würde. Ich tippte mir mit den Fingern ans Kinn und und zog sie dann nach unten während ich mit den Lippen das Wort “Danke” formte. Dann lächelte ich sie kurz erneut an und aß dann auch weiter. Auf ihre nächste Frage hin nickte ich und kritzte erneut etwas auf die Tafel nachdem ich ise wie immer mit den Fingern abgewischt hatte.

“Ich verdiene mein Geld damit. Es hällt einen gerade so über Wasser, aber ich mache es gerne.”

Ich zeigte ihr die Tafel und lächelte leicht. Sie wusste ja selsbt wie wenig man damit verdiente. Wahrscheinlcih aber noch weniger als ich, so wie die Passanten vorhin sie angesehen hatten.

Mir entging nicht, dass er*sie erleichtert darüber wirkte, fast so, als habe er*sie Angst gehabt, dass ich ihn*sie vielleicht nicht mögen würde, weil er non-binary war. Auch wenn ich es vielleicht nicht verstand, machte ihn*sie das nicht zu einem Unmenschen, davon abgesehen war er*sie bisher derjenige*diejenige, der*die mir mehr Menschlichkeit und Mitgefühl entgegen gebracht hatte, wie jeder andere. Niemand lud jemand Fremdes einfach so zum Essen ein und versuchte nicht mal, aus der Notlage des anderen irgendeinen Nutzen zu ziehen. Aber Robin schien in mehrerer Hinsicht anders zu sein wie die meisten Menschen. Und das war okay für mich, denn er*sie war wirklich ein wunderbarer Mensch. Neugierig las ich dann seine*ihre Antwort und strahlte, dann waren wir beide Musiker. "Dann sind wir ja beide Musiker*innen. Wie cool!", entgegnete ich begeistert, "magst du mir vielleicht nachher mal was vorspielen? Ich würde dich gern einmal spielen hören." Aus meiner Sicht war Musik nicht einfach nur Musik, sondern viel mehr als das. Musik konnte einen Menschen wiederspiegeln, war so viel mehr als nur Musik. Man musste nur genau hin hören. Allerdings wusste ich genau, was er*sie meinte, denn von den Einnahmen als Musiker*in konnte man kaum leben. Etwas schuldbewusst senkte ich den Blick, doch konnte nicht widerstehen, weiter zu essen, es war einfach viel zu gut.

Ich war wirklich erleichtert denn zum einen hatte ich damals sehr viel mit meinem Vater und meiner Familie darüber diskutieren müssen und zum anderen gab es schon die ein oder andere Person dder ich begegnet war, die dahingehend nicht unbedingt wütend geworden war sondern es für richtig gehalten hatte mit jemandem zu dikutierne der erstens keine Stimme hatte und auch nicht gerade das Aussehen eines Erwachsenen Menschens besaß. Dementsprechend war ich jedesmal einfach nur froh wenn die Leute es einfach hinnahmen. Eben auch jetzt bei Koe. Als sie sich darüber freute das wir beide mit Musik unsere Brötchen verdienten, auch wenn das nicht gerade viel war, lächelte ich fröhlich und nickte zustimmend. Auch ihre Frage ob ich ihr nachher etwas vorspielen könnte bejahte ich mit einem Nicken. Dann wandte ich mich wieder meinem Essen zu und leerte uach schon bald darauf den Teller. Ich hatte es weder erwähnt noch hatte ich es vor zu tun aber ich hatte Koe etwas mehr als mir auf den Teller getan. Ihr Magenknurren hatte das klar gemacht und ich wusste das meine Nächste Mahlzeit gesichert war, also warum nicht. Entgegen was sie wohl durchgemacht haben musste das sie überrascht von ein wenig Freundlichkeit gewesen war hatte ich Glück auf meinen Reisen gehabt. Oft konnte ich in Inns gegen Essen und Unterkunft spielen und das Kleingeld was einige auf die Bühne schmissen behalten. Wenn dem nicht so war dann versuchte ich mein bestes auf der Straße, auch wenn ich da dann weniger Glück hatte.

Dass er*sie mir sogar mehr aufgetan hatte, als sich selbst, war in meinem Hunger meiner Aufmerksamkeit vollkommen entgangen. Stattdessen fiel ich, weiterhin bemüht gesittet, über das Essen her, das er*sie gekocht hatte. Davon, mit ihm*ihr jetzt über das zu diskutieren, wie er*sie sich sah, ob es richtig oder falsch war - es stand mir nicht zu, das zu beurteilen, geschweige denn, über ihn*sie zu urteilen. Und wenn ich ehrlich war... Robin war netter und freundlicher als jeder andere Mensch, den*die ich jemals hatte kennen lernen dürfen. Daher war das für mich, welchem Geschlecht er*sie angehörte, oder ob er*sie non-binary war, mir wirklich gleich. Es kam auf den Charakter eines Menschen an, nicht auf die Umstände oder das Geschlecht des Körpers.
Als Robin dann mit einem Nicken zustimmte, lächelte ich begeistert, denn das freute mich sehr. Es war sicher toll und er*sie würde sicher genauso toll spielen, wie er*sie als Person war. In Gedanken stellte ich mir einen Augenblick vor, wie er*sie mich einmal auf der Gitarre begleitete, jedoch verwarf ich den Gedanken recht schnell wieder und schob diesen von mir. Nur weil er*sie jetzt einmal zu mir freundlich war, musste ich jetzt auch nicht gleich an ihm*ihr kleben wie eine lästige Klette. Nun schweigend machte ich mich weiter über das gute Essen her, mein Teller leerte sich ebenfalls rasch. Akribisch versuchte ich, jeden noch so kleinen Rest runter zu kratzen, sodass es fast so aussah, als wäre auf dem Teller niemals Essen gewesen.

Während Koe noch aß, holte ich bereits meine Gitarre und stimmte sie ein wenig. Ich hätte sie vielleicht wirklich nicht mit zum Markt nehemn sollen. Das heiße trockene Wetter und die kühle Luft hier hatten sie schon wieder verstimmt. Ich drehte also ein wenig an den Wirbeln bis die Saiten wieder so klangen wie sie sollten. Ab und zu warf ich dabei einen Seitenblick zu Koe die ihren Teller wirklich sauber leckte. Als ob sie tagelang nichts zu Essen bekommen hätte… Als sie fertig war klopfte ich kurz auf die Gitarre und grinste schief. Abräumen konnten wir gleich noch. Kurz überlegte ich, ging noch einmal die Grifffolge durch und begann dann zu spielen. Es war das erste das mir in den Sinn gekomemn war bei dem ich nciht nur die Akkorde und die Begleitung kannte und eines das ich regelmäßig auspackte wenn ich für Geld spielte.

Interessiert und neugierig beobachtete ich, während ich noch nicht fertig gegessen hatte, wie er*sie seine*ihre Gitarre in die Hand nahm und begann, diese zu stimmen. Ich erinnerte mich daran, dass Robin diese dabei gehabt hatte, nur hatte ich seine*ihre Gitarre nicht früher bemerkt, da ich viel zu sehr auf das Essen fixiert gewesen, und davon überrascht, wie freundlich er*sie zu mir gewesen war, dass ich erst hier drin die Gitarre registriert hatte. Erst als ich jedoch fertig war, klopfte er*sie kurz auf die Gitarre und begann zu spielen. Staunend und erfreut lauschte ich dem Klang. Diese Melodie kam mir unbekannt vor, allerdings hörte es sich wunderschön an, wie er*sie spielte. Nachdem ich ihm*ihr zugehört und verwundert zugesehen hatte, wie er*sie die Akkorde griff, schloss ich die Augen und lauschte dem Klang der Gitarre. Einfach wunderschön.

Die Gitarre sah an meiner kleinen Person sehr groß aus. Und doch konnte ich sie problemlos greifen. Ich konzentrierte mich eher auf das spielend meines instruments als darauf was Koe tat und doch merkte ich wie sie die Augen schloss und es zu genießen schien.
Ich ließ die letzten Töne ausklingen und legte dann meine Hand auf die Seiten um sie zu verstummen. Mit einem kleinen Lächeln sah ich sie abwartend an. Mal sehen was sie davon dachte.

Wenn ich ehrlich war, hatte die Gitarre bei ihm*ihr wirklich groß ausgesehen, doch er*sie beherrschte dieses Instrument wirklich mehr als gut und ich gab mich innerlich dem Gedanken hin, mal zu Robins Begleitung hin zu singen. Das hätte sicher Spaß gemacht, doch ich hielt mich zurück und genoss stattdessen sein*ihr Spiel, ehe die letzten Töne ausklangen und die Saiten schließlich verstummten. Kurz darauf schlug ich die Augen auf und lächelte Robin begeistert an. "Wow, das war fantastisch! Ich bin absolut begeistert, ich wünschte, ich könnte so wunderschön spielen wie du!", gab ich vollkommen ehrlich zu und strahlte ihn*sie förmlich an. Durch das Essen war meine Laune noch sehr viel besser geworden, und ich fühlte mich auch sehr viel kräftiger und besser als zuvor da draußen.